Was sind Ursachen psychischer Erkrankungen?
Psychische und psychosomatische Krankheiten werden oft durch Konflikte verursacht, die dem Betroffenen selbst zunächst nicht verständlich sind, nicht bewusst sein müssen. Deshalb versuche ich zusammen mit Ihnen zu verstehen, wie und in welchem Umfeld (Familie, Gruppe, Gesellschaft, Kultur) Sie sich entwickelt haben und zu dem geworden sind, der Sie aktuell sind.
Als Kinder sind wir komplett abhängig von anderen und können ein stabiles Selbstwertgefühl nur dann entwickeln, wenn wir bekommen, was wir für unsere gesunde psychosoziale Entwicklung brauchen (Liebe, Beachtung, Respekt usw.). Dabei geht es nicht darum, die Schuld bei den Eltern zu suchen, sondern zu verstehen, ob objektiv oder subjektiv etwas Wichtiges gefehlt hat oder schief gelaufen ist in dem emotionalen Austausch.
Wenn man sich selbst in seinem Gewordensein dann besser versteht, führt das meistens auch dazu, sich besser annehmen zu können und zu mögen, auch mit den schwierigen oder weniger „optimalen“ Seiten. Dieses wiederum führt dazu, dass auch die Beziehungen zu anderen weniger störanfällig sind und befriedigender erlebt werden können.
Gehen die Wurzeln einer psychischen Erkrankung bis in die Kindheit zurück, ist oft eine analytische Psychotherapie mit zwei bis drei Wochenstunden sinnvoll. Sind die Ursachen eher weniger tief in der Persönlichkeit verankert, reicht oft auch eine (zeitlich) weniger intensive Therapieform. Es ist auch möglich, im Laufe einer Behandlung die Therapieform (oder auch die/den Therapeuten) zu wechseln oder sich zunächst für eine Kurzzeit- oder Probetherapie zu entscheiden. Bei komplexen oder chronischen Erkrankungen ist auch eine Kombination von stationären und ambulanten therapeutischen Maßnahmen zu erwägen.
Oft, aber nicht immer, liegen die Ursachen psychischer Erkrankungen in der Vergangenheit. Wir alle sind zunehmend Lebensbedingungen ausgesetzt, die nicht gesundheitsförderlich sind: Wegfall familiärer Bindungen und vertrauensvoller Beziehungen, Individualisierung, zunehmender Druck und harter Konkurrenzkampf schon in den Schulen, Hochschulen und Ausbildungsstätten, Angst, keinen Arbeitsplatz zu finden oder ihn zu verlieren, Zerstörung menschlicher Werte wie Solidarität, Mitgefühl. Armut und zahlreiche reale Ängste. Die allgemeine Beschleunigung unserer Zeit und die durch die Medien verbreitete Idee, der/die Schönste, Schnellste, Erfolgreichste, Beste sein zu müssen, um in dieser „ver-rückten“ Welt bestehen zu können. „Germany’s next Topmodel“, „Topmanager“ oder „Deutschland sucht den Superstar“. Aber kaum eine/r von uns entspricht diesen Idealvorstellungen. Und die, die es bis ganz nach „oben“ geschafft“ haben, haben oft einen zu hohen Preis gezahlt: Schönheitsoperationen, Ess-Störungen, Doping, Drogen, Aufkündigung menschlicher Werte und Bindungen zugunsten von zweifelhaftem Erfolg um jeden Preis.