Der zweite Versuch

Ich bin heute 28 Jahre alt. Mit 20 Jahren nahm ich schon einmal „Anlauf“, eine Therapie zu beginnen. Leider schreckten mich die langen Wartezeiten auf einen Therapieplatz erst einmal ab. Statt dessen brach ich mein Studium ab und zog in eine andere Stadt. Da landete ich in netten Zusammenhängen, und das Zusammensein mit netten Menschen steigerte mein Wohlbefinden wohl erst einmal wieder. Auch mit dem neu begonnenen Studium war ich sehr zufrieden. Nachdem die ersten aufregenden Jahre vorbei waren, und ich nach Auslandsaufenthalt und diversen Umzügen von einer WG in die nächste feststellte, nun schon länger im selben Haus zu wohnen, kamen einige Dinge zusammen.

Allerdings konnte ich das nicht klar benennen. Ich spürte nur ein Unwohlsein, welches stetig zunahm und mich ich in der Heftigkeit an die Zeit erinnerte, als ich schon einmal auf der Suche nach Hilfe war.

Der bereits „gescheiterte“ Versuch eines Therapieversuches machte mir zusätzlich Angst. Andererseits fühlte ich mich ziemlich mies und litt auch wieder einmal an Schlafstörungen. Ich stand ziemlich unter Druck und so fragte ich in meinem Bekanntenkreis nach Möglichkeiten, eine Therapie zu beginnen. Mein großes Glück war in dem Fall, dass die Uni eine Psychotherapeutische Beratungsstelle hat, welche schnell Gesprächstermine anbietet. So fühlte ich mich zunächst gut aufgehoben und versorgt. Außerdem konnte ich alle Fragen stellen, welche sich angesammelt hatten durch die Gespräche in meinem Bekanntenkreis. Zum Beispiel hatten mir alle von einem analytischen Ansatz abgeraten. Ich landete dann bei einer Therapeutin mit analytischer Ausbildung, welche mich davon überzeugte, dass es durchaus eine mögliche Form der Auseinandersetzung mit mir und meiner Geschichte sein könnte. Und heute kann ich sagen, dass ich sehr froh über ihre Überzeugungsarbeit bin.

Aber zunächst verließ ich die Beratungsstelle der Uni mit einer Liste von Adressen. Als großen Vorteil empfand ich bei dem Beginn der Therapie die Zusammenarbeit der Beratungstelle mit TherapeutInnen in Bremen. Denn so hatte ich sehr schnell einen Therapieplatz und mußte nicht lange warten. Das hat mir sehr geholfen, meinen Plan, mich intensiv mit mir zu beschäftigen (auch mit dem Wissen, dass das sehr wahrscheinlich hilfreich aber auch nicht immer angenehm sein wird) auch wirklich umzusetzen. Die Angst, mich könnte der Mut verlassen, konnte so nicht mehr aufkommen.

Nach und nach verstand ich mich (mit mir selbst) wieder besser. Auch das Angebot, mit einer Sitzung zu beginnen und bei Bedarf öfter vorbei zu kommen, nahm ich (nachdem ich mich anfangs heftig dagegen gewehrt hatte) bald dankbar an. Dabei lernte ich, dass es durchaus angenehm für mich sein kann, mich überzeugen zu lassen. Aber auch das „Nein-Sagen“ übte ich, denn ich lernte erst einmal zwischen für mich attraktiven Einladungen und solchen, die ich unangenehm fand, zu unterscheiden. Auch verstand ich nach und nach, dass dieses „Unwohlsein“ nicht einfach nur da war, sondern durchaus viel mit Begegnungen zu tun hatte, welche ich in diesem Sommer machte. Diese lösten in mir Gefühle aus, die sehr viel mit meiner eigenen Geschichte zu tun hatten. Ich war und bin sehr dankbar für die Begleitung, welche ich hatte als ich den Gefühlen nachspürte und nach und nach Zusammenhänge herstellte. Kein Gedankengang war zu komplex und keine Zusammenhänge zu absurd, um nicht einen Blick darauf zu werfen. Manche haben mir weiter geholfen, manche haben mich erschreckt. Aber ich war damit nie allein, wie in meiner Kindheit so oft mit meinen Wahrnehmungen (zumindest wurde mir das so suggeriert).

Langsam lernte ich wieder, die „leisen Töne“ zu hören und auch einmal ein etwas langsameres Tempo in meinem Alltag zu zu lassen. Das wiederum half mir, mich intensiver auf Menschen einzulassen. Vielleicht könnte auch der „Anlauf“ zu weit bemessen gewesen sein, den ich nahm, als ich das erste mal über Therapie nachdachte. Vielleicht bin ich dabei „übers Ziel hinausgeschossen“. Wie auch immer, ich bin sehr froh, dass mein zweiter Versuch mich dahin geführt hat, wo ich jetzt bin. Trotzdem mir viele Bekannte zu dem Zeitpunkt von einer Therapie abrieten (ich machte gerade meinen Studienabschluss als ich sie begann), war es FÜR MICH genau der Richtige! Und das ist wohl die wichtigste Erfahrung die ich mitnehme: ICH bin der Maßstab für mein Befinden und ICH entscheide, wann ich mir welche Hilfe suche. Diese kann ich mittlerweile auch besser annehmen.

Der zweite Versuch

Ich bin heute 28 Jahre alt. Mit 20 Jahren nahm ich schon einmal „Anlauf“, eine Therapie zu beginnen. Leider schreckten mich die langen Wartezeiten auf einen Therapieplatz erst einmal ab. Statt dessen brach ich mein Studium ab und zog in eine andere Stadt. Da landete ich in netten Zusammenhängen, und das Zusammensein mit netten Menschen steigerte mein Wohlbefinden wohl erst einmal wieder. Auch mit dem neu begonnenen Studium war ich sehr zufrieden. Nachdem die ersten aufregenden Jahre vorbei waren, und ich nach Auslandsaufenthalt und diversen Umzügen von einer WG in die nächste feststellte, nun schon länger im selben Haus zu wohnen, kamen einige Dinge zusammen.

Allerdings konnte ich das nicht klar benennen. Ich spürte nur ein Unwohlsein, welches stetig zunahm und mich ich in der Heftigkeit an die Zeit erinnerte, als ich schon einmal auf der Suche nach Hilfe war.

Der bereits „gescheiterte“ Versuch eines Therapieversuches machte mir zusätzlich Angst. Andererseits fühlte ich mich ziemlich mies und litt auch wieder einmal an Schlafstörungen. Ich stand ziemlich unter Druck und so fragte ich in meinem Bekanntenkreis nach Möglichkeiten, eine Therapie zu beginnen. Mein großes Glück war in dem Fall, dass die Uni eine Psychotherapeutische Beratungsstelle hat, welche schnell Gesprächstermine anbietet. So fühlte ich mich zunächst gut aufgehoben und versorgt. Außerdem konnte ich alle Fragen stellen, welche sich angesammelt hatten durch die Gespräche in meinem Bekanntenkreis. Zum Beispiel hatten mir alle von einem analytischen Ansatz abgeraten. Ich landete dann bei einer Therapeutin mit analytischer Ausbildung, welche mich davon überzeugte, dass es durchaus eine mögliche Form der Auseinandersetzung mit mir und meiner Geschichte sein könnte. Und heute kann ich sagen, dass ich sehr froh über ihre Überzeugungsarbeit bin.

Aber zunächst verließ ich die Beratungsstelle der Uni mit einer Liste von Adressen. Als großen Vorteil empfand ich bei dem Beginn der Therapie die Zusammenarbeit der Beratungstelle mit TherapeutInnen in Bremen. Denn so hatte ich sehr schnell einen Therapieplatz und mußte nicht lange warten. Das hat mir sehr geholfen, meinen Plan, mich intensiv mit mir zu beschäftigen (auch mit dem Wissen, dass das sehr wahrscheinlich hilfreich aber auch nicht immer angenehm sein wird) auch wirklich umzusetzen. Die Angst, mich könnte der Mut verlassen, konnte so nicht mehr aufkommen.

Nach und nach verstand ich mich (mit mir selbst) wieder besser. Auch das Angebot, mit einer Sitzung zu beginnen und bei Bedarf öfter vorbei zu kommen, nahm ich (nachdem ich mich anfangs heftig dagegen gewehrt hatte) bald dankbar an. Dabei lernte ich, dass es durchaus angenehm für mich sein kann, mich überzeugen zu lassen. Aber auch das „Nein-Sagen“ übte ich, denn ich lernte erst einmal zwischen für mich attraktiven Einladungen und solchen, die ich unangenehm fand, zu unterscheiden. Auch verstand ich nach und nach, dass dieses „Unwohlsein“ nicht einfach nur da war, sondern durchaus viel mit Begegnungen zu tun hatte, welche ich in diesem Sommer machte. Diese lösten in mir Gefühle aus, die sehr viel mit meiner eigenen Geschichte zu tun hatten. Ich war und bin sehr dankbar für die Begleitung, welche ich hatte als ich den Gefühlen nachspürte und nach und nach Zusammenhänge herstellte. Kein Gedankengang war zu komplex und keine Zusammenhänge zu absurd, um nicht einen Blick darauf zu werfen. Manche haben mir weiter geholfen, manche haben mich erschreckt. Aber ich war damit nie allein, wie in meiner Kindheit so oft mit meinen Wahrnehmungen (zumindest wurde mir das so suggeriert).

Langsam lernte ich wieder, die „leisen Töne“ zu hören und auch einmal ein etwas langsameres Tempo in meinem Alltag zu zu lassen. Das wiederum half mir, mich intensiver auf Menschen einzulassen. Vielleicht könnte auch der „Anlauf“ zu weit bemessen gewesen sein, den ich nahm, als ich das erste mal über Therapie nachdachte. Vielleicht bin ich dabei „übers Ziel hinausgeschossen“. Wie auch immer, ich bin sehr froh, dass mein zweiter Versuch mich dahin geführt hat, wo ich jetzt bin. Trotzdem mir viele Bekannte zu dem Zeitpunkt von einer Therapie abrieten (ich machte gerade meinen Studienabschluss als ich sie begann), war es FÜR MICH genau der Richtige! Und das ist wohl die wichtigste Erfahrung die ich mitnehme: ICH bin der Maßstab für mein Befinden und ICH entscheide, wann ich mir welche Hilfe suche. Diese kann ich mittlerweile auch besser annehmen.