Das eigene Aussehen

Hallo, ich bin Nina (Name geändert), 27 Jahre alt und Studentin (bald fertig hoffentlich). Ab meinem 14./ 15. Lebensjahr ging es mir immer schlechter. Ich wusste nicht wirklich warum und konnte auch nicht darüber sprechen. Ich habe mich total hässlich gefühlt, unsicher und immer mehr an mir gezweifelt. Mit dem Thema Jungs kam ich gar nicht klar, ich fühlte mich ja viel zu hässlich und war fest davon überzeugt, dass sich sowieso keiner für mich interessieren kann.

Über Psychotherapie wusste ich damals nichts. Da sollte man in jedem Fall mehr informieren, am besten schon in der Schule oder an der Uni. Ich hatte jedenfalls totale Vorurteile und auch Angst, dass ich dann als verrückt gelte. Ich dachte auch, dass ich nicht krank genug bin für eine Therapie. Erst als mir eine Kommilitonin, die jetzt meine Freundin ist, von ihrer Therapie erzählte, wie gut es ihr getan habe, fasste ich endlich Mut und machte mich auf den Weg.

Dann war es aber gar nicht so einfach. Die Therapeutin von meiner Freundin hatte lange Wartezeiten, und auch andere hatten Wartezeiten. Warum ist das so? Wenn es einem akut schlecht geht (ich hatte wohl totale Depressionen und Selbstwertstörungen), dann kann man doch nicht ein halbes Jahr oder länger warten. Ich war mittlerweile 20 Jahre alt und mir ging es immer noch so schlecht, dass ich mich damals einer Schönheitsoperation unterziehen wollte.

Schließlich hatte ich eine Therapeutin gefunden, aber ich fühlte mich nicht wirklich wohl dort. Allerdings habe ich das damals auch nicht angesprochen, was ich heute jedem raten würde. Damals dachte ich aber, dass es an mir liegt, dass ich sowieso alles falsch mache (das war ja gerade mein Problem!). Nach einem halben Jahr bin ich dann einfach nicht mehr hingegangen. Die Idee, mich operieren zu lassen (ich fand meinen Busen zu klein), wurde dann immer stärker. Ich war dann sogar bei einem Schönheitschirurgen. Der meinte aber, dass er nicht wirklich einen körperlichen Grund für die Operation sieht und ich erst zu einem Psychotherapeuten gehen soll, um eventuelle seelische Ursachen zu besprechen. Er gab mir dann auch mehrere Adressen und meinte auch, dass ich mit mehreren Therapeuten sprechen könnte und dass es sehr wichtig ist, dass ich mich dort verstanden und wohl fühle. Das kann ich aus heutiger Sicht nur unterstreichen!

Jedenfalls habe ich dann vor vier Jahren eine Therapeutin gefunden, bei der ich mit sehr gut aufgehoben und verstanden gefühlt habe. Die Therapie hat fast drei Jahre gedauert und ich war erst zweimal in der Woche dort, dann nur noch einmal. Das war eine sehr wichtige Zeit (nicht immer einfach, viele Tränen usw.), für mich, die mich sehr positiv verändert hat. Nicht etwa, dass jetzt immer alles gut und einfach ist. Aber ich kann mich jetzt besser akzeptieren und habe auch einen Freund, der mich auch genau so mag wie ich bin :-) ). Insgesamt geht es mir jetzt ziemlich gut und mit Problemen werde ich gut fertig. Vor allem, weil ich ja auch weiß, wie einsam und elend man sich fühlen kann, wenn es einem so schlecht geht und man keine Hoffnung mehr hat für sein eigenes Leben. Ich hatte ja keine Ahnung, warum es mir so schlecht geht und auch keine Ahnung, dass so etwas durch eine Therapie auch wieder besser werden kann.

Mein Rat: Wenn es euch längere Zeit schlecht geht, solltet ihr Hilfe für euch in Anspruch nehmen, dafür gibt es ja Therapien. Ihr solltet auch mit verschiedenen Therapeuten sprechen, um ein Gefühl zu bekommen, mit wem ihr gut könnt und mit wem nicht. Die Chemie sollte schon stimmen. Außerdem gibt es ja auch verschiedene Therapiemethoden, über die man auch Bescheid wissen sollte.

Und wenn ich mich so umgucke in meinem Bekanntenkreis, dann bräuchten wohl sehr viele die Hilfe eines Therapeuten. Ich bin jedenfalls froh und dankbar, dass ich mich trotz aller Schwierigkeiten damals dazu entschlossen habe. Mir hat damals die Offenheit meiner Freundin über ihre Krankheit zu sprechen sehr geholfen. Vielleicht kann ich hier ja auch jemandem Mut machen. Viel Glück!